Das zweite Jahr Nürnberg autofrei war kein langweiliges und hat uns viel Schweiß, Zeit und Ausdauer gekostet. Und es hat sich gelohnt.
Unser Bürgerbegehren lief den Winter über recht zaghaft, in ca. 15 Sammelstellen lagen Unterschriftenlisten bereit und mit dem Jahreswechsel haben wir die 2.000er-Marke geknackt. 13.000 Unterschriften lagen noch vor uns und als offiziellen Start der Sammelkampagne haben wir den 15. April auserkoren. Vorher konzentrierten wir uns auf Events. Ob mit Flagge bei Jan Böhmermann, Antilopengang oder Liedfett, zu übersehen waren wir schwer.
Doch auch die Nicht-Konzertbühnen der Stadt bekamen uns zu Gesicht: In der Buchhandlung Jakob begrüßten wir Thomas Brudermann, Psychologe und Klima-Autor aus Graz, im Südpunkt Raul Krauthausen, Aktivist für inklusive Mobilität, und natürlich unsere Lieblingsstadträte im Nachbarschaftshaus Gostenhof. Und nicht zu vergessen: Es wurde nicht wenig demonstriert! Mit dem Radentscheid Bayern, Fridays for Future und Verdi in Nürnberg, sowie mit dem Bündnis „Wir transformieren Bayern“ auch in München.
Ab dem 15.04. startete mit „Bierchen und Bühnchen“ das Unterschriftensammeln so richtig durch, kaum eine Woche verbrachten wir nicht vor irgendwelchen Konzertsälen, auf Festen und Raddemos. Doch eine Forderung brachten wir bereits ohne Unterschriftenquorum voran: Superblocks in den Frankenmetropole. Nach einer gut besuchten Infoveranstaltung im Nachbarschaftshaus reifte die Idee, in Gostenhof eine Woche oder länger Verkehrsversuch zu machen. Während Umwelt- und das Baureferat recht lange Leitungen vorwiesen, schauten wir uns bereits mit Daniel Ulrich, dem Bürgerverein und Sprecher*innen aus dem Verkehrsausschuss die Verkehrssituation im Viertel an, die sich von gewohnt chaotischer Seite zeigte. Nach unseren „Superblock-Infotagen“, die dann doch nur ein Wochenende im September dauerten, und der wenig überraschend verlaufenen Landtagswahl tat sich dann auch was: Der Verkehrsausschuss beauftragt die Verwaltung, einen Verkehrsversuch von mindestens einem halben Jahr zu planen und das Superblocks-Konzept bei künftigen Planungen mitzudenken. Ein Erfolg!
Auch an unserer Sichtbarkeit haben wir gefeilt. Rund 200 DIN A1-Plakate im Juli und August in die Stadt gehängt, ein schickes Profi-Werbevideo gedreht und beim Nürnberger Fasching mit Gehzeug gelaufen – jetzt sollten uns einige 10.000 Nürnberger*innen mehr kennen. Gewirkt hat’s: Wir brauchen nur noch etwa 2.024 Unterschriften im neuen Jahr, das heißt im Frühjahr nochmal losziehen und ab in den Stadtrat damit!
Und dann? Mit dem erfolgreichen Bürgerbegehren haben wir die Berechtigung, einen Bürgerentscheid durchführen. Das ist für die Stadt ordentlich aufwendig, kann aber abgewendet werden, wenn der Stadtrat sich mit den Initiator*innen des Begehrens auf einen Kompromiss einigt. Seid euch sicher: Wir werden nicht zu lasch verhandeln
In diesem Sinne einen guten Rutsch – nur bitte nicht auf dem Fuß- oder Radweg. Wir sehen uns im neuen Jahr, in dem wir die Verkehrswende weiter voranbringen: Gemeinsam und fair.